Es ist der Morgen des 6. Juli 2016, die Interreligious Peers Merve, Ido und Lari machen sich auf den Weg nach Berlin-Köpenick. Knapp fünf Stunden Workshop liegen vor ihnen. Die 10. Klasse der Merian Schule Köpenick hat sich bereits im Ethikunterricht mit den Weltreligionen beschäftigt, aber der Kontakt zu praktizierenden jungen Gläubigen fehlte ihnen bisher. Sie sind neugierig darauf, wie man im Judentum, Christentum, im Islam und Baha’itum die Feiertage feiert und wie Leute, nicht viel älter als sie selbst, ihre Religion im Alltag leben.
Als erste Übung ordnen die Schüler*innen Begriffe den jeweiligen Religionen zu. Gehört Moses nun in den Islam oder doch ins Judentum? Wird das Ridwan-Fest im Baha’itum gefeiert oder ist es ein jüdischer Feiertag? Und wofür steht eigentlich der Fisch im Christentum? Fragende Blicke und lebhafte Diskussionen erweitert nicht nur das Wissen, sondern auch Horizonte. Bis auf einige wenige Expert*innen, sehen die Jugendliche sich selbst nicht als besonders religiös an, sind aber äußerst interessiert an den Alltäglichkeiten der Peers. In der anschließenden, zweistündigen offene Gesprächs- und Fragerunde können sie noch tiefer eintauchen. Warum lässt man sich als gläubiger Jude beschneiden? Warum tragen viele Muslim*innen ein Kopftuch? Und wird das Baha’itum eigentlich verfolgt? Ist ein Niqab (Vollverschleierung, wie sie traditionell in Saudi-Arabien getragen wird) Zeichen besonderer Religiösität? Und haben Muslime Angst in Deutschland irgendwann nicht mehr willkommen zu sein? Fragen über Fragen. Die Schüler*innen sind offen, kritisch und anteilnehmend – obwohl nicht alle etwas mit Religion anfangen können, ist der Klassenraum an diesem Tag erfüllt von Gedanken, Fragen und Reflexionen.